Wie steckt tatsächlich hinter dem „Trierer Modell-Plus“?

27.05.2019

In der Region Trier hat man sich von offizieller Seite bereits vor 2014 aus verschiedenen Gründen grundsätzlich gegen die Biotonne entschieden. Als Gründe wurden u.a. die Kosten, der Aufwand, die Hochwertigkeit der mechanisch biologischen Abfallbehandlung in Mertesdorf oder der mangelnde Bürgerwille angeführt. Auf dieser Festlegung aufbauend wurde in 2014 und 2015 insbesondere im Rahmen des Wahlkampfs zur Landtagswahl mit einer extrem einseitige Darstellung gegen die Forderung des Landes zur verpflichtenden Einführung der Biotonne Stimmung gemacht (u.a. Aktion "rot-grüne Madentonne"). Da im Zuständigkeitsbereich des Zweckverbandes etwa 13 % der Rheinland-pfälzischen Bevölkerung leben, sahen kritische Stimmen, dass dieses Thema bei entsprechender Darstellung durchaus Wahl entscheidend hätte sein können. Nur dadurch ist zu erklären, dass das Land seine ursprüngliche behördliche Forderung auf Einführung einer flächendeckenden Biotonne zurücknahm und dem nun vorliegenden Kompromiss zugestimmt hat.

Dieser Kompromiss sieht z.B. exemplarisch für den Landkreis Bernkastel-Wittlich vor, dass statt der flächendeckenden Einführung der Biotonne (ca. 30.000 bis 40.000 Stück) als Holsystem, nun lediglich zunächst Depocontainer an den Grüngutannahmestellen (ca. 20 Stück) als Bringsystem aufgestellt werden. Anzumerken ist hier, dass der Kreis mit ca. 1100 km² und 130.000 Einwohner zu den größten Flächenkreisen in Rheinland-Pfalz gehört. Die durchschnittliche Entfernung zu nächstgelegenen Annahmestelle liegt bei ca. 5 km einfache Entfernung. Aufgrund des öffentlichen Drucks und dieser Erkenntnis hat der ART zwischenzeitlich entschieden, weitere Standorte in den Folgejahren einzurichten.

Zwischenzeitlich ist die Anzahl auf ca. 500 für das gesamte Verbandsgebiet angewachsen. Dies entspricht einer Zuordnung von durchschnittlich 1.060 EW pro Annahmestelle bzw. 10 km² Einzugsgebiet pro Annahmestelle.

Zum Vergleich: Im Kreis Birkenfeld wird ein ähnliches Bringsystem seit vielen Jahren praktiziert. Hier sind auf einer Fläche von 776 km² für ca. 80.000 EW insgesamt ca. 900 Annahmestellen verfügbar. Dies entspricht einer Zuordnung von durchschnittlich 89 EW pro Annahmestelle bzw. 0,86 km² pro Annahmestelle und einer fußläufigen Erreichbarkeit von max. 100 m. Die Erfassungsmenge hier liegt mit ca. 50 bis 60 kg pro EW und Jahr jedoch nur bei ca. 50 % einer flächendeckenden Straßensammlung mittels Biotonne.

Für das gesamte Verbandsgebiet wurde als Zielgröße eine zu erfassende Gesamtmenge von rund 5.000 t pro Jahr gemäß Pressemitteilung angestrebt, was einem pro Kopfaufkommen von etwa nur 9,5 kg pro EW entspricht.

Nach aktueller Schätzung wurden im ersten Betriebsjahr 2018 lediglich 2.000 t Bioabfälle erfasst. Offizielle Zahlen wurden bisher über die Presse nicht bekannt gegeben.

Zum Vergleich: In RLP werden in den Kreisen, die über eine Biotonne verfügen, durchschnittlich mehr als 100 kg pro EW und Jahr zusätzlich zum Restabfall gesammelt (siehe Landesabfallbilanz Rheinland-Pfalz 2017).

Gemäß Angaben der ART sind die Kosten für dieses System sehr gering und nicht Gebühren relevant, obwohl natürlich auch Kosten für Personal, Vorsortiergefäße, Einrichten der Sammelstellen, Leeren der Depocontainer und Entsorgung der Bioabfälle anfallen. Die Aufwendungen werden sich auf einen sechsstelligen Betrag pro Jahr summieren.

Ebenso wird offiziell kommuniziert, dass bei einem ausbleibenden Erfolg, möglicherweise nach behördlicher Anweisung die Biotonne zu einem späteren Zeitpunkt einzuführen ist.