FAKTENCHECK: A.R.T. - „Modell Trier Plus“ und immer wieder die Sache mit der Statistik – Behälterstandorte - Behälteranzahl – Wo, Wie, Was, Wieviel?

08.03.2020

Über offizielle Verlautbarungen des A.R.T. ist wiederholt zu entnehmen, dass das "Model Trier Plus" ein Erfolgsmodell sei und es werde sehr gut und zunehmend von der Bevölkerung akzeptiert.

Der Volksfreund schreibt am 04. März 2020 dazu auf Grundlage einer Pressemeldung des A.R.T.:

"Inzwischen ist der anfängliche Unmut über das neue Abfuhrsystem vielerorts abgeebbt. Das liegt vor allem daran, dass die im Januar häufig überquellenden Biocontainer inzwischen öfter geleert werden und es jetzt auch mehr Container gibt. 600 stehen im Vulkaneiflelkreis, 396 im Kreis Trier-Saarburg, 190 im Eifelkreis, 178 in Bernkastel-Wittlich und 180 in der Stadt Trier."

Somit handelt es sich offiziell um 1.364 Container, deren Anzahl kontinuierlich seitens des A.R.T. durch zusätzliche Aufstellung von Containern erhöht wird.

Doch um was für Zahlen handelt es sich hier eigentlich?

Diese Zahlen werden sehr gerne im Rahmen der Öffentlichkeits- und Gremienarbeit seitens der A.R.T. verwendet.

ACHTUNG: Es muss hier jedoch differenziert werden.

Reden wir lediglich über die Anzahl an Containern oder über die Anzahl der Containerstandorte?

Die Anzahl der Container ist für die Logistik und die Wirtschaftlichkeit aus Sicht des A.R.T. von Interesse, d.h. je mehr Container an einem Standort aufgestellt werden (z.B. Daun Bauhof: 8 Stück), desto wirtschaftlicher ist die Abfuhr zu organisieren. Es ergeben sich wirtschaftliche Vorteile für den A.R.T., da dieser Standort mehr "Speicherkapazität" ermöglichen und dadurch weniger oft angefahren werden muss.

Für die BürgerInnen ist diese Anzahl jedoch zweitrangig. Viel interessanter ist die tatsächliche Anzahl an Containerstandorte, denn das ist das Qualitätskriterium der Flächendeckung und Erreichbarkeit aus Sicht der BürgerInnen.

D.h. je größer die Anzahl an Standorte, desto besser die Erreichbarkeit und der "Komfort" aus Sicht der BürgerInnen.

Der A.R.T. suggeriert mit der Verwendung der Containeranzahl (1.364 Stand: 04.03.2020) gegenüber der Öffentlichkeit jedoch eine Verfügbarkeit an Standplätzen, die tatsächlich nicht der Realität entspricht.

Insofern wurde die Standortliste der A.R.T. unter www.art-trier.de unserersiets überprüft und ausgewertet. Nach Auskunft des A.R.T. gemäß Bioforumsanfrage Nr. 370 ist die entsprechende Auflistung aktuell.

Das Ergebnis mit Stand: 08.03.2020 stellt sich wie folgt (bzw. gemäß Anlage) dar:

  • Der Zweckverband umfasst 551 Gemeinden für die 878 Containerstandorte ausgewiesen werden.

Davon entfallen auf:

  • Stadt Trier:                                     95 Standorte
  • Landkreis Trier Saarburg:            138 Standorte
  • Landkreis Bernkastel-Wittlich:    120 Standorte
  • Eifelkreis Bitburg-Prüm:               114 Standorte
  • Vulkaneifelkreis:                           411 Standorte

Offensichtlich wird hier die Diskrepanz zwischen dem Vulkaneifelkreis mit 148 Einwohner je Standort und dem übrigen Verbandsgebiet mit 862 und 1.160 Einwohner je Standort deutlich.

Somit ergeben sich natürlich auch entsprechende erhebliche Leistungsunterschiede hinsichtlich Erfassungsmengen und Verfügbarkeit.

Am Beispiel des Landkreises Bernkastel-Wittlich zeigt sich die offensichtliche Unzulänglichkeit des Systems. Dieser Kreis ist insbesondere von Bedeutung, da hier bereits seit 20 Jahren das Restabfallerfassungssystem mit Identtechnologie und 80, 120, 240 und 1.100 Restabfallbehältern im Einsatz ist, dass zwischenzeitlich im gesamten Verbandsgebiet eingeführt wurde. Somit gilt dieser Kreis als Maßstab für das Zusammenspiel von Restabfall- und Bioabfallerfassung:

  • Im Kreis BKS-WIL existieren 120 Containerstandorte.
  • Es gibt offiziell 107 Gemeinden inkl. Stadt Wittlich und Einheitsgemeinde Morbach (ohne Ortsteile), d.h. mindestens 130 Gemeinden und Ortsteile.
  • 34 Gemeinden mit ca. 15.000 EW verfügen aktuell über keinen Sammelcontainerstandplatz.
  • Mindestens 65 Gemeinden und OT mit ca. 51.000 EW verfügen lediglich über einen Sammelcontainer i.d.R. bei einem bestehenden Glascontainerstandort, von denen 9 Containerstandorte für rund 10.000 EW sich auf einer außerhalb liegenden Grüngutannahmestelle befindet.
  • 12 Gemeinden mit ca. 14.000 EW verfügen nur über zwei Containerstandorte.
  • Durchschnittlich kommen auf 950 EW ein Containerstandort.

Fazit:

Das System "Modell Trier Plus" kann nach 5 Jahren der offiziellen Verkündung als gescheitert angesehen werden. In 5 Jahren war es seitens des A.R.T. nicht möglich, eine funktionierende, leistungsfähige und bürgerfreundliche Getrennterfassung für biologisch abbaubare Abfälle aufzubauen.

So zeigt sich dies eindeutig u.a. im Kreis Bernkastel-Wittlich. Bioabfall wird dort weiterhin über die Restmülltonne im großen Rahmen entsorgt.

3/4 der Gemeinden verfügen entweder über keinen oder nur über einen einzelnen Alibicontainer in Ortsrandlage. Dies zeigt sich auch in der bisherigen Erfassungsquote von homöopathischen 2 bis 4 kg Biomüll pro Einwohner und Jahr (zum Vergleich: Erfassungsmenge 2018 in örE mit Biotonne 90 kg/EW*a). Das System hat weder eine Akzeptanz in der Bevölkerung noch wird auf Gemeindeebene die Notwendigkeit gesehen dieses System durch weitere Standorte zu unterstützen.

Ebenso bezeichnend ist die Situation im Eifelkreis Bitburg-Prüm, indem für 234 Gemeinden lediglich 114 Containerstandorte zur Verfügung stehen. D.h. 50 % der Gemeinden steht gar kein System zur Getrennterfassung von Bioabfälle zur Verfügung.

Die Zahlen und die aktuelle Öffentlichkeitsarbeit zeigen ebenso, dass der A.R.T. beabsichtigt, die vermeintlich hohen Zahlen im Vulkaneifelkreis als Maßstab und zur Verbesserung der Unzulänglichkeiten in den übrigen Mitgliedsregionen zu verwenden.

Im Gegensatz zu den übrigen Verbandsmitglieder haben die BürgerInnen der Vulkaneifel 27 Jahre "Biotonnenerfahrung" und sind geschult und sensibilisiert im Umgang mit der Biotonne sowie mit dem Trennen von Biomüll. Diese Qualität und dieses Bewusstsein werden mit dem vorliegenden Tütensystem für die übrigen Mitglieder unerreichbar bleiben.